Au Backe, es ist auch mir passiert. Ich bin ohne Helm losgefahren und habe es nicht einmal bemerkt. Sonst gehe ich nie ohne Kopfschutz zum Biken aus dem Haus. Aber gestern befand ich mich eher im Freizeitfahrmodus und brach mit der Lieblingsnachbarin zu einer kleinen Ausfahrt zum nahegelegenen Bauernhof auf. Die Kinder sicher im Fahrradanhänger platziert quietschten schon aus Vorfreude auf die vielen Tiere und das selbstgemachte Eis des Hofes. Wir Erwachsenen jubelten ob des frühlingshaft anmutenden Wetters und der Tatsache, dass wir Urlaub haben.
Plötzlich mitten in einer schnellen Abfahrtspassage ließ mich der Satz der Lieblingsnachbarin zusammenzucken: „Wir haben ja gar keinen Helm auf!“ Au Weia, zum Umkehren war es allerdings zu spät. So mussten wir zum ersten Mal „oben ohne“ fahren. Blitzartig schossen mir Bilder von Kopfverletzungen durch den Kopf, von denen mein Bruder, seines Zeichens Unfallchirurg, öfters mal erzählt. Auch mein ehemaliger Arbeitskollege kam mir in den Sinn, der bei einem Sturz mit dem Fahrrad eine gravierende Kopfverletzung davontrug. Die Lieblingsnachbarin bleut dem kleinen Lieblingsnachbarn auch immer ein, dass er zum Laufradfahren einen Helm aufziehen muss. Wie bereits gesagt, zum Umkehren war es zu spät und so wurde der kleine Lieblingsnachbar zwangsläufig Zeuge schlechten Vorbildverhaltens.
Einen Helm zum Radfahren zu tragen ist für mich aber grundsätzlich so selbstverständlich wie das Anschnallen im Auto. Sicher wäre ich sonst auch in die ein oder andere verlegene Situation geraten. Ich erinnere mich noch genau an meinen ersten Fahrversuch mit Klickpedalen. Ich kam drei Straßenzüge weit und schon sollte ich an einer Ampel aus den Klickpedalen raus. Der linke Fuß wollte sich aber partout nicht befreien lassen. Trotz meiner hartnäckigen Gegenwehr fiel ich fast in Zeitlupe einfach um und landete um ein Haar in einer Straßenbaugrube. Auch bei einem spektakulären Sturz mitten auf der Kuhweide in den Allgäuer Alpen hätte wohl eine Fahrt ohne Helm direkt ins Krankenhaus geführt. Andererseits sprach zu meiner Kindheit niemand von einem Fahrradhelm. Da sauste ich mit meinem orangenen Fahrrad über selbstgebaute Rampen und durch Bachläufe. Meine Mutter war wohl um mein Wohlergehen besorgt, aber einen Fahrradhelm zu meiner Sicherheit zu kaufen, auf die Idee kam sie nicht. Heute ist mein Sicherheitsbedürfnis recht stark ausgeprägt und der Helm für mich Pflicht.
Heutzutage sind die Helme ja auch nicht mehr allein nur zum Schutz ausgelegt, sondern auch mit einem Stylefaktor versehen. Für jede Gelegenheit, jeden Fahrrad- und Charaktertyp findet man inzwischen den passenden Helm. Die Auswahl ist enorm.
Wichtig ist aber, dass der Helm passt. Denn wenn der Helm zu groß ist, kann er ganz leicht verrutschen und man ist plötzlich blind unterwegs. Sollte es zum Unfall kommen, kann der Kopf so auch nicht richtig geschützt sein. Ein Helm, der zu klein ist, sitzt unangenehm und es könnten sich Druckstellen bilden, die recht schmerzhafte sein können. Es ist ganz leicht die passende Helmgröße zu bestimmen. Dazu misst man mit einem Maßband den Kopfumfang direkt über den Augenbrauen und den Ohren. Dann gibt man noch einen Zentimeter dazu und hat dann den passenden Richtwert.
Letzen Endes bleibt es jedem selbst überlassen, ob er sich mit oder ohne Helm auf den Drahtesel schwingt. Jeder muss sein Risiko selbst einschätzen. Eine Helmpflicht, die ja schon zu Genüge diskutiert wurde, gibt es nämlich in Deutschland nicht.
Mit oder ohne? – Diese Frage beantworte ich eindeutig mit: „Nie mehr oben ohne!“ Denn auch Friedrich Schiller wusste schon um die Wichtigkeit von Schutzmaßnahmen : „Wer durchs Leben sich frisch will schlagen, muß zu Schutz und Trutz gerüstet sein.“