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Alternative Rahmenmaterialien

Rahmen ist nicht gleich Rahmen. Er stellt das Herzstück des Fahrrads dar und kann aus Aluminium, Stahl, Carbon oder Titan hergestellt sein, aber auch aus alternativen Materialien. Er entscheidet, egal aus welchem Material hergestellt, maßgeblich über das Fahrverhalten des Rades. 
Das erste Fahrrad oder besser gesagt Laufmaschine fertigte der Erfinder des Fahrrads, Karl von Drais, noch komplett aus Holz. Selbst die Räder waren aus Holz hergestellt. Die längste Zeit dominierte dann Stahl als Werkstoff für Fahrradrahmen. Mitte der 80er kamen im Zuge der Mountainbikes Alu-Rahmen auf, die dafür sorgten, dass die filigrane Rahmengeometrie zu voluminöseren Gebilden wechselte. Dadurch wurden die Rahmen leichter und zeichnen sich durch eine hohe Steifigkeit aus. Carbon stellte letztendlich das Highlight auf dem Sektor der Rahmenmaterialien dar. Allerdings ist ein Carbonrahmen nicht ganz billig und recht empfindlich. Ein kleiner Mikroriss könnte unter Umständen dafür sorgen, dass der Rahmen reißt. Besonders aber im Sportbereich finden sich unter den leistungsorientierten Fahrern der Carbonrahmen wieder, da mit dem Material Carbon höchst aerodynamische Rahmengeometrien konstruiert werden können, was mit Alu oder Stahl nicht möglich ist.
 
Fahrradfahren ist umweltfreundlich und nachhaltig. Aber wie steht es mit der Rahmenherstellung? Die Antwort liegt auf der Hand – nein! Der Abbau der begrenzt zur Verfügung stehenden Rohstoffe und deren Verarbeitung sind sehr energieaufwendig. Auch die Bedingungen, unter denen die Rahmen produziert werden, sind nicht unbedingt umweltfreundlich. 
 
Dennoch wird der Großteil des Radmarktes von Aluminium beherrscht, während das Naturmaterial Holz oder Bambus ein Schattendasein führt.  Aber sind gerade in der heutigen Zeit aufgrund knapper werdender Resourcen und  Nachhaltigkeitsgedankens Holzräder oder Bambusfahrräder nicht der Aufsteiger unter den Fahrradrahmen?  Rahmen aus Bambusrohren sehen schick aus und sind aus einem natürlichen Rohstoff hergestellt. Bambus lässt sich fast überall anbauen und wächst sehr schnell nach. Hinzu kommt noch die Tatsache, dass Bambus schon von Natur aus wetterfest ist, da die Rohre wasserabweisend sind.  Allerdings können die Bambusrahmen  in Sachen Belastbarkeit und Fahreigenschaften jedoch nicht mit anderen Materialien mithalten. Der nachwachsende Rohstoff begeistert aber dennoch vor allem Individualisten und wirkt sehr trendy, wie ich mir auch schon auf der Eurobike in den letzten Jahren ein Bild machen konnte. Außerdem schmeichelt Holz das Auge des Betrachters, weil es einfach ein warmer Werkstoff ist und die Rahmen werden ganz in Handarbeit hergestellt. Wie dies geschieht, werde ich in einem gesonderten Beitrag erläutern.

Dies stellt aber auch den Grund dar, warum Holzrahmen nicht zum Massenprodukt avancieren können.  In der Frage der Materialeigenschaften stehen Holzfasern aber den von metallischen beim Fahrradrahmenbau in Nichts nach. Nachhaltige Fahrräder lassen sich aber auch aus Hanf oder selbst aus Papier herstellen. Weniger ökologisch zeichnet sich ein Kunststoffrahmen aus. 

Im August 2015 hat der deutsche Hersteller Rehau gemeinsam mit Storck Bicycle und dem Institut für Leichtbau- und Kunststofftechnik (ILK) der TU Dresden ein innovatives Fahrradrahmenkonzept aus Kunststoff vorgestellt. Zur Herstellung des Rahmens werden zwei Halbschalen spritzgegossen und durch einen Fügeprozess zu einem Hohlkörper zusammengefügt. Je nach Anforderungen kommen zur Verstärkung noch Glasfasern oder Carbonfasern zum Einsatz. Der Hohlraum erfüllt einen nützlichen Zweck. So kann dieser bei Fahrrädern mit Elektroantrieb dazu genutzt werden, Elemente wie Antriebsmotor, Steuerelektronik oder Akkus aufzunehmen. Im Gegensatz zum klassischen Metallrahmen aus Alu, Carbon etc. kann der Kunststoffrahmen industriell und automatisiert hergestellt werden. Ein weiterer Vorteil eines Kunststoffrahmens liegt in der Tatsache, dass es Entwicklern und Konstrukteuren neue Möglichkeiten wie ein Modulrahmenkonzept eröffnet. So lassen sich beispielsweise mit einem Klick wahlweise ein Gepäckträger oder ein Kindersitz am Rahmen montieren. Die Möglichkeiten hierbei sind fast unerschöpflich , auch weil fertigungsbedingt wesentlich schneller auf Wünsche und Anforderungen der Kunden beispielsweise in Design-, Oberflächenstruktur – oder Farbfragen reagiert werden kann. Jede Medaille hat aber zwei Seiten, in dem Fall die Recylingmöglichkeit bei Kunststoffen.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Rahmenmaterialen heutzutage so vielfältig wie ihre Nutzer sind. Jeder muss für sich selbst entscheiden, welche Ansprüche der Rahmen erfüllen soll oder welche Kriterien beim Fahrradkauf von Interesse sind.

 

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